Christine Schöpf zieht sich nach 40 Jahren – erst als berichterstattende Journalistin, dann als Gestalterin und schließlich als Co-Direktorin – aus der operativen Arbeit in der Ars Electronica zurück. “40 Jahre sind genug, das sollen die Jungen machen”, sie habe sich das reiflich überlegt, meinte sie im APA-Gespräch. Das bisher gemeinsam geleitete Animation Festival übernimmt Jürgen Hagler.
“Ich hab das so lange gemacht und ich habe es irrsinnig gern gemacht”, betonte Schöpf. Aber vieles in der Arbeit habe sich geändert, gerade heuer durch den Coronavirus. “Die haben das großartig gemacht”, lobte sie Emiko Ogawa und das Prix-Team. Doch “ich möchte nicht, dass es wirkt als würde ich wegen Corona ein sinkendes Schiff verlassen, denn die Ars Electronica wird so schnell nicht untergehen”, streute sie allen Mitwirkenden Rosen und bedankte sich besonders bei Hannes Leopoldseder, von dem sie viel gelernt habe. Sie ziehe sich ganz zurück, will “kein Muppet auf dem Balkon” sein, wie sich auch in einer Pressekonferenz am Montag in Linz betonte.
Schöpf war 1979 als junge Journalistin dabei, als die Klangwolke aus der Taufe gehoben wurde. 1980 schlug die studierte Germanistin und Romanistin ein Symposion Literatur und Technologie als Teil des Ars Electronica Festivals vor und erhielt den Auftrag dafür von Leopoldseder, damals ORF-OÖ-Intendant und Mit-Initiator der Klangwolke. “Ich werde nie vergessen, ich wollte unbedingt den Alain Robbe-Grillet, den Mitbegründer des Nouveau Roman und Filmemacher, und ich hab den so was von sofort gekriegt, unglaublich”, freut sich Schöpf noch Jahrzehnte später über das gelungene Engagement und die Chance, selbst zu kuratieren.
Hauptberuflich war Schöpf von 1981 bis 2007 Abteilungsleiterin Kultur und Wissenschaft mit dem Schwerpunkt auf die Ars Electronica beim ORF Oberösterreich “und die Ars war das Hobby, der Nebenjob”. In den sei sie immer mehr hineingewachsen, das hätten ihr auch zwei sehr engagierte Assistentinnen ermöglicht. “Am Anfang war das relativ fremd. Ich hab Literatur studiert und mit dem Ganzen, den Computern, nichts zu tun gehabt.” Die Idee eines Computers, zu dem alle Menschen Zugang haben, habe sie aber fasziniert. “Nachdem ich keine Ahnung hatte, fing ich an zu lesen.” Learning by doing und viele Gespräche hätten ihren Weg bereitet.
1986 kam es durch ein Sponsoring von Siemens zur “Videonale”. Werkaufträge von Computer- und Videokünstlern wurden bei der Ars Electronica in einer Live Video Vernissage präsentiert und live im Fernsehen gesendet. “Fernsehwoche der anderen Bilder, jeden Tag second prime time war Videokunst”, schwärmt Schöpf noch heute.
Im Jahr darauf konzeptionierte sie den Prix Ars Electronica, leitete ihn 17 Jahre, auch das Animation Festival entwickelte die umtriebige Kulturarbeiterin und kuratierte es zuletzt gemeinsam mit Jürgen Hagler. Nun vollzog sich ein Generationenwechsel und Christine Schöpf übergab endgültig an Hagler, den Prix leitet Ogawa. “Ich fahre nicht mehr auf Konferenzen, früher bin ich regelmäßig nach Amerika geflogen, habe Leute kennengelernt. Mein ganzes Netzwerk ist so entstanden. Wenn du das nicht mehr pflegst, da kannst du YouTube schauen, was du willst, da ist natürlich viel drin, aber du hast nicht die Gespräche und Diskussionen.”
Und was macht sie ohne Ars Electronica? “Faul sein. Kochen. Lesen”, lacht die Ex-Direktorin mit dem markanten schwarzen Pagenkopf. Freilich sei durch Corona manches anders, Belletristik habe sie zugunsten von viel Zeitungslektüre aufgeschoben wie auch ein geplantes Geburtstagsfest zum 80. von Hannes Leopoldseder mit früheren Kollegen. “Ich bin froh über meinen großen Garten, ich kann viel raus, sonst habe ich mich in dieser Zeit sehr zurückgehalten”, ist Schöpf immer noch vorsichtig.
Es sind noch keine Kommentare abgegeben worden.