Am Mittwoch jährt sich die Seilbahnkatastrophe von Kaprun im Pinzgauzum 20. Mal. 155 Menschen kamen bei dem Brand eines Zuges der Kitzsteinhorn-Gletscherbahn am 11. November 2000 ums Leben, nur zwölf überlebten. Das Inferno gilt als die größte Katastrophe der österreichischen Nachkriegsgeschichte.
Kurz nach 9.00 Uhr war am 11. November 2000, ein Samstag, im talseitigen Führerhaus der Zuggarnitur im Heizstrahler Feuer ausgebrochen. Eine Hydraulikleitung zerriss wegen der Hitze, das ausrinnende Öl entfachte den Brand explosionsartig, und durch die Kaminwirkung im Tunnel breiteten sich die Flammen blitzschnell auf die komplette Seilbahngarnitur aus. Zwölf Menschen, die sich aus dem Zug befreien konnten und geistesgegenwärtig nach unten liefen, überlebten, für alle anderen gab es keine Rettung mehr.
Keine Schuldigen gefunden
Im Strafverfahren konnte die Justiz keine Schuldigen finden, alle 16 Beschuldigten wurden freigesprochen. Laut Urteil ist der Brand wegen eines Gebrechens im Heizlüfter ausgebrochen, durch eine Verkettung von unglücklichen Umständen sei es in der Folge zu dieser Katastrophe gekommen. Viele Hinterbliebene nahmen die Freisprüche mit Fassungslosigkeit auf und konnten nicht verstehen, dass es für ein solches Ereignis keine Schuldigen geben soll. Einige von ihnen bezweifelten das Ergebnis viele Jahre und kämpften um ein neues Verfahren.
Sie stützten sich dabei auf deutsche Gutachter, denen zufolge nicht ein Fehler im Heizlüfter das Unglück verursacht haben soll, sondern der unsachgemäße Einbau des Gerätes, das für eine Standseilbahn gar nicht geeignet sei. Mehrere Opferanwälte stellten im Vorfeld riesige Summen in Aussicht, letztlich waren aber häufig sie die Profiteure und nahmen den Hinterbliebenen zum Teil mehr als die Hälfte des Schmerzengeldes als Honorar ab.
Zehn Jahre nach dem Unglück haben sich die Gletscherbahn-Verantwortlichen offiziell entschuldigt: “Mit anhaltender Trauer und Erschütterung bitten wir von den Gletscherbahnen Kaprun um Verzeihung.” Die Katastrophe “geschah in unserem Betrieb, also unter unserer Verantwortung. Zu dieser Verantwortung bekennen wir uns”, hieß es in einer Stellungnahme zum 10. Jahrestag.
DVI-Team seit dem Unglück im Einsatz
Seit dem Katastrophenunglück gibt es in Österreich das DVI-Team, das auch zu Einsätzen im Ausland ausrückt. DVI (Disaster Victim Identification) steht für Katastrophen-Opfer-Identifizierung. Das DVI-Team, damals über 235 Spezialisten, darunter 20 Zahnärzte und zehn Gerichtsmediziner, sorgte dafür, dass keiner der am 155 Verunglückten namenlos geblieben ist.
Gottesdienst in Kaprun
Unweit der Seilbahn-Talstation steht heute zur Erinnerung an die Opfer eine Gedenkstätte. Dort sind am 20. Jahrestag, dem 11. November 2020, um 9.00 Uhr die Angehörigen zu einem ökumenischen Gottesdienst geladen. Die Gedenkfeier findet wegen der Corona-Pandemie im Freien statt und wird vom katholischen Generalvikar Roland Rasser sowie vom evangelischen Superintendenten Olivier Dantine geistlich begleitet.
Musikalisch umrahmt wird der Gottesdienst vom Ensemble Paris Lodron. Es handle sich um einen schlichten Gottesdienst für die Angehörigen, es seien keine “Offiziellen”, keine Politiker und Regierungsvertreter geladen, hieß es aus dem Gemeindeamt auf APA-Anfrage.
In der Gedenkstätte ist jedem Toten eine eigene Nische gewidmet. Viele wurden liebevoll dekoriert, mit Fotos, Sprüchen und persönlichen Erinnerungsstücken versehen.

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