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Kein Best-of: Jubiläumsausstellung im Museum Angerlehner

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Kein Best-of: Jubiläumsausstellung im Museum Angerlehner

Es ist ein imposantes Panorama zeitgenössischer Kunst, das sich in einer umgebauten Industriehalle in Thalheim bei Wels bietet: Das 2013 eröffnete Museum Angerlehner begeht seine ersten zehn Jahre mit einer Jubiläumsschau, die tiefe Einblicke in die in über vier Jahrzehnten zusammengetragene Privatsammlung gibt. Die Ausstellung „Kunst. Leben. Leidenschaft“ zeigt rund 200 Werke von rund 125 Künstlerinnen und Künstlern und wird am Sonntag um 11 Uhr eröffnet.

„Das ist kein Best-of, sondern die Auswahl von Kurator Günther Oberhollenzer“, sagt Angerlehner beim APA-Vorab-Besuch in dem Museum, das vor dem Umbau die Zentrale seines Montage- und Industrieservice-Unternehmens FMT beherbergte. „Er hat alles selbst aussuchen dürfen. Ein paar Ezzes hab‘ ich ihm aber schon gegeben“, schmunzelt er. „Er hat das Ganze aber gut zusammengestellt. Es ist eine harmonische Schau. Ich bin sehr zufrieden.“

Rund ein Viertel der von Angerlehner gesammelten Künstlerinnen und Künstler sind in der Sammlungsschau, die ein ganzes Jahr lang zu sehen sein wird, vertreten. Oberhollenzer hat einige Schwerpunkte gesetzt. Er widmet einen Raum der Fotografie, die hier – etwa mit Arbeiten von VALIE EXPORT, Eva Schlegel, Alexandra Baumgartner oder Caroline Heider – vor allem den verschiedenen Erweiterungen des Mediums gewidmet ist. Im Raum „Zeichnerische Welten“ dominiert der feine Strich, korrespondiert der „Kaspar Hauser“-Zyklus von Günter Brus mit einer gleichnamigen Figur von Burgis Paier, hängen
hervorragende Arbeiten von Constantin Luser und Moussa Kone neben der fast fünf Meter breite Tuschearbeit „Stadtpalindrom“ der 1993 geborenen Klagenfurterin Assunta Abdel Azim Mohamed.

Immer wieder lassen sich junge, wenig bekannte Künstlerinnen und Künstler zwischen arrivierten Namen entdecken. Das ist einer der Reize der Ausstellung, und das zeichnet auch die Sammlerleidenschaft von Heinz Angerlehner aus. „Renaissance-Bilder haben mir schon auch immer gefallen, das muss ich zugeben“, lacht er. Als er in den 1970ern zu sammeln begonnen hatte, seien diese aber nicht nur unerschwinglich, sondern auch kaum zugänglich gewesen. Zeitgenössische Kunst war dagegen gut dokumentierbar, auch fotografisch (Angerlehner ist auch leidenschaftlicher Fotograf), leistbar – und interessant. Interessanter jedenfalls als Briefmarken, von denen er auch eine Sammlung von über 100 Alben zusammengetragen hat: „Ich war sehr fleißig.“

„Künstler haben immer seismografisch auf Krisen reagiert. Wir brauchen die Kunst“, erklärt Heinz Angerlehner. So ist es nicht
verwunderlich, dass zwei Säle unter dem Titel „Naturräume – Naturformen“ besonders eindrucksvoll ausfallen. Hier finden sich moderne Ansichten der Silvretta (Bianca Regl) und von Krimml (Helmut Swoboda) ebenso wie Landschaften (etwa von Daniel Lezama und Xianwei Zhu), in denen sich Natur und Fantasie, Mystik und Angst vermischen. Auch manche frühe Warnung ist dabei: Arik Brauer malte bereits Ende der 1990er „Das Loch im Ozon“.

In der 1.200 Quadratmeter großen Erdgeschoß-Halle verweisen etwa Bilder von „Boat People“ oder große Arbeiten von Franziska Maderthaner darauf, dass Angerlehner in der Kunst die Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit sucht. „Es kommen schwierige Zeiten auf uns zu. Wir haben den Bogen überspannt und im Überfluss gelebt“, sagt er, der sich jedoch als „unpolitisch“ deklariert, aber nicht ganz unpatriotisch ist: Auf etwa drei Viertel schätzt er den Anteil an österreichischer und oberösterreichischer Kunst in seiner Sammlung.

Blickfang in der Halle, in der ein 650 Kilogramm schwerer, aus Carrara Marmor gearbeiteter „gefallener Engel“ von Peter Mai an dem über den Raum gespannten Lastenkran hängt, ist die Wand an der Stirnseite, an der in einer bis zur Decke reichenden Salonhängung unter dem Titel „Sich zeigen – sich verbergen“ rund 45 gegenständliche Positionen zu sehen sind: Gesichter und Gestalten, sich dem Betrachter zuwendend oder sich abwendend. Gemälde von Xenia Hausner hängen hier gleichrangig neben Arbeiten von Markus Proschek, Christian Bazant-Hegemark oder Bettina Patermo.

Mit Groß-Sammlern wie Essl, Haselsteiner, Liaunig oder Ortner möchte sich Angerlehner nicht vergleichen. „Ich messe mich nicht mit ihnen. Ich bin ein ganz normaler Mensch. Ich hab zwar ein großes Haus, aber ein kleines Team.“ Zu seinem 80. Geburtstag am 19. März 2023 wird ein umfassendes Kunstbuch zur Ausstellung nachgereicht. „Eigentlich hab ich mir ja gesagt: Mit 80 muss ich aufhören“, sagt der Sammler. Doch davon scheint keine Rede. Demnächst bricht er mit
Mitgliedern des Freundesvereins zur Kunstreise nach Rom auf. Und auch in dem im Erdgeschoß befindlichen und durch große Glaswände einsichtigen Schaulager muss immer wieder zusammengerückt werden. Langsam, aber stetig wächst die Sammlung weiter. „Dabei haben wir eigentlich keinen Platz mehr“, meint Heinz Angerlehner. Und wirkt aber gar nicht unglücklich.

Bildquelle: APA/Wolfgang Huber-Lang

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